#März: Sichtbare Prozesse – ein Zeichen für Lebendigkeit und Wertschätzung
Die purpurrote Taubnessel wächst gerade fleißig auf unseren heimischen Wiesen. Sie ist eine sehr wichtige Frühlingskost für Hummeln und Bienen. Für uns ist sie eine gute Zutat für Frühjahreskuren, denn sie bringt den Stoffwechsel in Gang. Wenn man sie genauer betrachtet, sieht man oft zur gleichen Zeit grüne und lila Blätter, ein Zeichen dafür, dass etwas im Gange ist, ein sichtbarer Prozess. Die ersten Blätter wachsen mit dem kräftigen lila, weil es die Pflanze unterstützt darüber mehr warme Sonnenstrahlen einzufangen und es ihr dann leichter macht, den noch kalten Boden zu durchbrechen. Bis sie also so üppig das Bild unserer Natur prägt, ist zuvor einiges im Gange.
Der Anblick der Taubnessel und der durch ihre unterschiedliche Farbgebung so sichtliche Prozess brachte mir viele Gedanken in den Sinn: Wie wäre es, wenn wir unsere Augen wieder mehr für die vielen Prozesse im Leben öffnen würden? … wenn wir darüber nachdenken würden, wie viel Wasser und Licht eine Pflanze zum Wachsen braucht? … wie viele tausende von Jahren vielfältigste biologische Prozesse stattgefunden haben, bis ein Regenwald entstanden ist? … wieviel Liebe, Geborgenheit und Zeit, ein Kind braucht bis es herangewachsen ist? Was wäre mit uns, unserer Gesellschaft und unserer Erde, wenn uns klar wäre, dass alles, was wir tun, kein Ergebnis in einer bestimmten Zeit ist, sondern ein nächster Schritt innerhalb eines Prozesses? Der Respekt und die Anerkennung, dass alles miteinander verbunden ist, würde meines Erachtens Wertschätzung zurückbringen, dafür, wie viele kleine Entwicklungsschritte im Einzelnen oft notwendig sind, damit etwas großes Ganzes entstehen kann und dass Übergänge und Erfahrungen aller Art keine Ausnahmen, sondern völlig selbstverständlich sind. Was wäre, wenn wir also Fehler nicht als Scheitern werten würden, sondern als einen weiteren Schritt eingebunden in einen Prozess? Alles ist miteinander verbunden! Und ich würde mir wünschen, dass dieser Gedanke unsere allumfassende Aufmerksamkeit hätte, denn dann müssten wir vielleicht nicht bedroht von einer Klimakrise um unsere Lebensgrundlage bangen.
Lass dich gern inspirieren von dem Eindruck der Taubnessel. Davon, dass alles entsteht und wieder vergänglich ist, dass wir Erlebtes loslassen können und die Gegenwart unsere größte Aufmerksamkeit bekommen sollte, immer mit dem Blick auf etwas Zukünftiges. Genieß den Frühling und das Spiel in der Natur, alles wieder neu erblühen und wachsen zu lassen – du kannst das auch! Jederzeit und mittendrin.